Wie weit willst Du gehen?

An diesem Abend läuft auf CNN live die nächste große Lüge über die Bildschirme. Es wird Krieg geben in Syrien. Erstaunlich, dass sich der Präsident überhaupt noch bemüßigt fühlt, eine Begründung zu liefern. Glauben kann man die eh nicht mehr.

Schnitt.

Vögel ersticken an dem Ölfilm, der über ihre Körper geschwemmt wurde. Fische schwimmen tot im Ozean, weil es keinen Sauerstoff mehr gibt. Ein vierjähriger Junge stirbt, weil seine Mutter ihn jeden Tag badet. Das Wasser ist mit Arsen vergiftet. Die Konzerne verdienen an all dem Billiarden. Unwillkürrlich stellt sich Wut ein, Zorn und das Gefühl von Hilflosigkeit.

Was, wenn es eine Möglichkeit gäbe, Gerechtigkeit herzustellen, die Bösen zu bestrafen, die Guten wachzurütteln? Eine Revolution anzetteln? Denn um nichts weniger geht es "The East". Schon zu Beginn ist diese Gruppe, die sich "The East" nennt, ein Mythos. Das Bekennervideo auf youtube will keine Zweifel lassen: Ihr da oben, wir haben genug von Euren Lügen, von Euren schmutzigen Taten! Wir kehren zurück zum altestamentarischen "Auge um Auge, Zahn um Zahn"! Schüttest Du Gift in unsere Seen, tun wir das gleiche mit Deinem Pool. Stellst Du uns mit Medikamenten ruhig und sterben wir daran, wird Dir Gleiches geschehen. Eins ist klar: Hast Du Blut an Deinen Händen, kannst Du nicht mehr ruhig schlafen.

"The East" ist so ein Film, der mich sofort packt, weil er genau die Themen berührt, die mir wichtig sind. Gerechtigkeit, Solidarität, Individualität, Genügsamkeit. So viele Facetten werden angesprochen: wie funktionieren Gruppen, gibt es Gleichberechtigung wirklich oder existiert nicht doch immer ein heimlicher Anführer (hier ist es Benji). Und ja, klar fragt man sich, wie weit würde ich gehen. Ist fasziniert von der Konsequenz der Gruppe. Aber auch irgendwie abgestoßen von deren Selbstgewissheit.

"The East" ist ein fragender Film und er ist ein Thriller. Weil die Macher auch unterhalten wollen, wird daraus eine ganz interessante Mischung. Unsere Fragen stellt sich nämlich auch die Protagonistin Sarah, die sich eigentlich in ihrem bürgerlichen Leben sehr wohl fühlt. Erst nach und nach wird sie aufmerksam für ihre Umwelt und lernt, anderen (wieder) zu vertrauen. Aber ist dieses Vertrauen berechtigt? ... wir drehen uns im Kreis... und das ist auch gut so!

Der Film nimmt für sich ein, weil vieles stimmt: die Geschichte, sie ist brisant, aktuell und erschütternd. Es gibt eine allgemeingültige Ebene (Solidarität, Gerchtigkeit, Rache) und eine persönliche (alle haben eigene Motive für ihre Taten), was dazu führt, dass die Handlungen nachvollziehbar sind. Das alles wäre nichts, ohne die wunderbaren Schauspieler. Brit Marling, Ellen Page und Alexander Skarsgard. Ganz großes Kino. Sie sind dreckig, schwitzen, die Angst ist ihnen ins Gesicht geschrieben, wie auch ihre Überheblichkeit. Umwerfend und wunderbar.

Ein persönlicher Film, ein politischer Film. Denn das Persönliche ist politisch. Ist es nicht so?

Fazit: Unbedingt anschauen.

The East official Movie Trailer
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