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Erotische Mysterien mit "Der Geliebte des dritten Tages"

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Anfang der 2000er Jahre gab es in der Raumerstraße mitten im Prenzlauer Berg eine kleine Buchhandlung. Die hieß "Lustwandel". Sofie Hack und Stefanie Kuhnen hatte es sich zur Aufgabe gemacht, erotische Literatur in allen Facetten an ein Publikum zu bringen. Ich habe diese Buchhandlung geliebt. Leider haben das offenbar nicht ebensoviele Leserinnen und Leser in der Nachbarschaft getan, denn 2007 gaben die beiden Frauen auf. Sehr schade. In meinem Bücherregal haben sie dennoch ihre Spuren hinterlassen. So manche anregende, literarische Stunde haben ich den beiden zu verdanken. Wer ein wenig mehr über das Credo der beiden wissen will und warum ich mich in dem Laden so gut aufgehoben gefühlt habe, kann das in einem Interview mit der "Zeit" nachlesen: Ganz unschlüpfrig Empfohlen hatten sie mir auch Gert Heidenreich "Der Geliebte des dritten Tages". Das Buch schlummerte in meinem Regal. Nicht weil mich der Titel nicht ansprach. Ganz im Gegenteil. Es war das ...

Konstantin Casper Gropper

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Gestern wurde durchaus zu Recht angemahnt in diesem Blog meiner musikalischen Leidenschaft häufiger zu frönen. Das mit einem gewissen Unterton, der mir wohl sagen wollte: Lesen tun ja die wenigsten unter uns. Wie es der Zufall so will. Ich fahre gerade durch meine Heimatstadt und höre in Ermangelung weiterer Alternativen NDR 2. Da werde ich doch durch den neuen Casper-Song "Ascheregen" hellwach. Was freue ich mich auf lange Autobahnfahrten, bei denen ich dieses Lied in Dauerschleife laut laufen lasse und mitbrülle. Ihr doofen BMW-Audi-Volvo-Opel-Schnellraser. Jetzt könnt Ihr mich mal, ärgern werde ich mich nicht. Denn ich habe Casper: Mein Sommersong des Jahres!  Wobei bei dem Song deutlich hörbar nicht nur Casper am Werke ist, sondern auch ein wirkliches Genie der deutschen Popmusik, nämlich Konstantin Gropper. Unvergessen sein Auftritt bei "Roche und Böhmermann" bei dem er nicht nur alle an die Wand gesoffen sondern vor allem die Show gestohlen hat. Abe...

Stefan macht da weiter, wo Paula aufhört

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Neulich habe ich über die vergebliche "Sinnsuche" von Paula Lambert geschrieben. Leider hat sie keinen passenden Partner fürs Leben gefunden. Bei Stefan Schwarz ist das anders. Er hat beinahe zwei Freundinnen gehabt, konnte tatsächlich noch die eine und dann die andere Frau für sich begeistern, um mit ihr eine Familie zu gründen, wie er selber in seiner Kolumne im "Magazin" informiert hat. Tja und genau mit der Gründung seiner Familie fängt für uns Leser der Spaß an. Ob in seiner Textsammlung "Mann in Not" oder in "War das jetzt schon Sex", immer wieder trifft der Leipziger ins Schwarze. Zum Beispiel, wie er zu Vorsicht mahnt, wenn Mann "einen gewissen Strukturwandel im geheirateten Oberschenkel" feststellt. Nein, liebe Leute, das ist nicht der richtige Moment, in dem der Heimtrainer statt der neuen Waschmaschine ins Spiel gebracht werden sollte. Jeder weiß natürlich längst, es gibt KEINEN passenden Moment auf den Verfall am Oberbein...

Im Bett mit Paula

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Wer schon mal die deutsche GQ gelesen hat, ist auf jeden Fall bei ihr hängen geblieben: Paula Lambert. Sie ist die Expertin für Zwischenmenschliches, Liebe, Erotik und Sex. Sie sagt immer die Wahrheit und zwar ungeschminkt.Wenn man es nicht so mit Buchstaben hat, lassen einen auf jeden Fall die Fotos verweilen, die Kolumne ist jeweils mit einem hübschen Foto garniert... Dass es hier um die "Wahrheit" geht, entnimmt man schon den Titeln der Bücher " Keine Panik, ich will nur Sex: Auf der Suche nach dem Mann für jede Lage " und "Eine Frau mit Penetrationshintergrund" . Beide wirken auf die intellektuelle Leserschaft sicher leicht abstoßend. Um dennoch den Kauf zu ermöglichen, werden sie in Buchhandlungen nicht bei Erotik einsortiert, sondern bei Sachbuch - Ratgeber Leben und Partnerschaft. Das ist natürlich an sich schon ein Witz, denn wenn Lambert mit diesen Büchern sicher eines nicht wollte, dann Sex-Ratgeber schreiben. Was es da zu lesen gibt, ist v...

Helmut Krausser "Schmerznovelle"

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Helmut Krausser hat eine Kolumne in der Zeitschrift "bücher". Er wiederentdeckt dort Klassiker. Ich lese die sehr gern, weil sie klug und gewitzt ist. Außerdem läuft er nicht dem feuilletonistischen Geschmack hinterher. Gerade neulich hat er Gaiton Gasdanow, der wochenlag Kritikerliebling gewesen ist, in der Luft zerfetzt. Herrlich. Tom Tykwer nannte das Büchlein "das beste Krimipornomelodram aller Zeiten". Soweit würde ich nicht gehen, aber ob man nicht lieber die "Schmerznovelle" anstatt "Shades of Grey" lesen sollte, diese Frage stelle ich schon in den Raum. Ein Arzt macht an einem idyllischen Fleckchen in den Bergen Urlaub. Dabei trifft er auf Johanna Maria Palm. Ist es am Beginn medizinisches Interesse und der Ehrgeiz, einen offenbar aussichtslosen Fall zu lösen, verstrickt er sich sehr schnell in Johannas erotische Spiele. Aber sind das tatsächlich Spiele oder ist es doch bitterer Ernst, was ist Realität und was Erdachtes? Auf der Suc...

Jan Korte " Geh doch rüber!"

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Erstaunlicher Weise gibt es in meinem Umfeld eine Reihe von Menschen, die sich Bücher schreibend verewigen. Das Wirken reicht vom politischen Sachbuch, Beobachtungen und Reportagen hin zum Roman. Grund genug an dieser Stelle ein paar von diesen Büchern vorzustellen. Den Anfang macht Jan Korte  mit seinen feinsten Beobachtungen aus Ost und West "Geh doch rüber!". Was für ein Lesespaß. Mit der ersten Seite entfaltet sich ein Schmunzeln auf dem Gesicht. Das bleibt bis zur letzten Seite erhalten, zwischendurch wird auch mal ein herzhaftes Lachen daraus. Jan Korte spielt in der Bundesliga der deutschen Politik mit, ist seit 2005 Mitglied des Bundestages. Bis dahin hat er sich in den Niederungen der Parteipolitik herumgetrieben, demonstriert, argumentiert, gepöbelt und ernsthaft gekämpft. Er ist sich auch heute nicht zu Schade in Bitterfeld und Wolfen, Köthen und Staßfurt für "Schlüpper" zu streiten. Genau darüber berichtet er in seinem leider viel zu dünnen Büc...

Sabine Rennefanz "Eisenkinder"

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Immer mal wieder gibt es sie, Bücher, die eine Generation erklären wollen. Ihnen werden dann gern markige Namen angeheftet: Generation X, Zonenkinder, Generation Golf, neue deutsche Mädchen. Jetzt also Eisenkinder. Die Berliner Journalistin Sabine Rennefanz wird durch die Morde der Zwickauer Terrorzelle für ihre eigene Geschichte sensibilisiert. Sie schreibt den Essay "Uwe Mundlos und ich". Dafür bekommt sie einen Preis. Sie nimmt ihren Mut zusammen und als gute Journalistin, die sie ist, weiss sie, hier muss man tiefer graben. Das tut sie und zwar in ihrer eigenen Vergangenheit. Sie schildert ihre Kindheit in Eisenhüttenstadt, die Jugend in der Wendezeit, die Flucht nach Hamburg und ihre Wandlung zur radikalen Christin. Obwohl sie dabei sehr persönliche Erfahrungen schildert, verliert sie nie ihre Ausgangsfragen aus dem Blick: Woher kommt diese tiefe Verunsicherung und unterschwellige Wut der Eisenkinder, wie Rennefanz sie nennt? Wie war es in den 90 er Jahren in Ostd...

Judith Schalansky "Der Hals der Giraffe"

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Ich liebe Bücher. Vor allem wenn sie auch noch so liebevolle Gewänder haben, wie die von Judith Schalansky. Dem neuen Roman hat sie ein graues, fast grobes Leinengewand verpasst. Es gibt keinen Schutzumschlag aber eine Prägung. Auf dem Buchdeckel ist eine Giraffe zu sehen. Und so heißt das Buch dann auch „Der Hals der Giraffe“ Die Hauptfigur des Romans Inge Lohmark ist ein spröder Charakter, spröder und grauer noch als der Einband. So scheint es zumindest am Beginn. Schalansky hat in einem Interview zu ihrer Figur gesagt, Lohmark sei ein Mensch, der sehr streng ist, im Verlaufe des Buches sei sie aber bespürbar und fühlt selbst. Ich habe das beim Lesen genau so empfunden. Die Biologielehrerin lebt in der ostdeutschen Provinz, genauer in der Nähe von Demmin. Die Naturwissenschaften prägen ihr gesamtes Denken und geben ihr mit ihren Systematiken und klaren Strukturen Halt. Halt in einer Welt, die mit der Wende aus den Fugen geraten ist. Sie sind der einzige Anker. Ihre Familie ist, ...

Cord Riechelmann "Krähen"

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  Kr ä hen, Raben, Elstern. Sie geh ö ren fast ebenso zum Stadtbild wie Tauben. Aber irgendwie waren mir vor allem die gro ß en, schwarzen Raben immer unheimlich. Wahrscheinlich hatten sich die Bilder aus Hitchcocks Film "Die V ö gel" in meinem Ged ä chtnis eingepr ä gt. Auf dem Hof und in den B ä umen unserer Wilhelmsruher Wohnung hatte ich Gelegenheit diesen Tieren ein wenig zuzuschauen. Seit dem hat sich mein Blick auf den Raben oder die Kr ä he sehr ver ä ndert. Der Biologe und Philosoph Cord Riechelmann hilft nun mit seinem Buch "Kr ä hen" auch popul ä rwissenschaftlich nach. Es ist ein unterhaltsames und interessantes B ü chlein geworden. Man erf ä hrt so einiges ü ber die Natur- und Kulturgeschichte dieser klugen und ä u ß erst gewitzten V ö gel.   Neben genauen Beobachtungen des Tierverhaltens finden sich spannende Verweise und Berichte ü ber Mythen und Geschichten der Raben auf der ganzen Welt. Schon erstaunlich, dass die einen die V ö ge...

Katrin Gerlof "Teuermanns Schweigen"

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-->Ich liebe Bücher und bewundere jeden, der die Gabe besitzt, ein gutes zu schreiben. Ganz genau kann ich mich deshalb an den Tag erinnern, als ich mal wieder meinen Tagesfrust in einem Kaufrausch ertränken wollte. Der Ort meiner Wahl: Dussmann – der Bücherkonsumtempel schlecht hin. Ich streife dort also so durch die Gänge, bleibe an diesem Regal stehen, mal an jenem. Plötzlich entdecke ich auf einem der Büchertische einen Namen, den ich kenne. Kathrin Gerlof steht da. Und ich nehme das Buch in die Hand und denke „Das gibt es doch nicht, hat sie es also wirklich gemacht und ein richtiges, echtes Buch geschrieben.“ Und „Hey, ich kenne ein Schriftstellerin!“. Dabei fühlte ich einen Stolz, als hätte ich das Buch selbst geschrieben. Das Buch war „Teuermanns Schweigen“. Ich habe es sofort gekauft und seit dem viele Male verschenkt. Kathrin Gerlof kann schreiben, mit großer Wahrscheinlichkeit alles, was es zu schreiben gibt. Ich habe von ihr Artikel gelesen, kurze Werbetexte...

Johanna Adorján "Eine exklusive Liebe"

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Im Herbst 1991 setzen Vera und Istvan ihrem Leben ein Ende. Alles ist organisiert, der Hund bei den Nachbarn, Päckchen mit Geschenken für Kinder, Enkel, Freunde stehen hübsch verpackt auf dem Wohnzimmertisch. Gemeinsam mit dem Brief, der genau so, wie es das praktische Handbuch "Final Exit" vorgibt, darauf hinweist, dass kein Gewaltverbrechen vorliegt, sondern ein Doppelselbstmord. Die Enkelin Johanna Adorján geht der Geschichte dieses ungewöhnlichen Todes nach. Vera und Istvan waren ihre Großeltern. Ungarische Juden, die in Dänemark lebten. Von den Wirren des Jahrhunderts hatte es sie dorthin verschlagen. Dort lebten sie seit 1956, dort liebten sie sich. Ob sie auch glücklich wurden, bleibt unklar. Zu verschwiegen, zu verschlossen waren die beiden. Die Geschichte einer Familie, die Geschichte einer Liebe, die Geschichte der Enkeltochter auf der Suche nach sich selbst, nach ihrer Identität. Es ist in der Tat ein bewegendes Buch und wurde von vielen gelobt. Mich läßt es de...

Günter de Bryn "Tristan und Isolde"

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Ich habe neulich diesen "Tristan und Isolde" Film gesehen. Mir ist dabei aufgefallen, dass ich den literarischen Stoff dazu noch gar nicht gelesen hatte. Dem habe ich mit de Bruyn abgeholfen (allerdings nicht mit der Großdruckausgabe). Die Geschichte ist prosaisch neu erzählt, wodurch sie natürlich lesbar wird. De Bruyn hält sich aber an das Lied von Gottfried von Straßburg. Deshalb weiß ich nun, welche Qualen die beiden erleiden musste (und dass der Film sich wirklich nur Namen und Grundmotiv leiht und mehr nicht), habe ihren Mut gegenüber Adel, Ritterschaft und Kirche bewundert und über ihren Einfallsreichtum geschmunzelt. Mehr Spaß hätte mir das ganze natürlich gemacht, wenn ich einen malerischen Historienschinken a la Follett oder Hohlbein hätte lesen können. Falls jemand von Euch da draußen so einen zu Tristan und Isolde kennen sollte, bin ich für einen Hinweis dankbar.

Karen Duve "Regenroman"

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Karen Duve habe ich durch ihr Märchenbuch "Die entführte Prinzessin" kennengelernt. Davon sei das Hörbuch gelesen von Gerd Wameling (großartig) allen großen und kleinen Kindsköpfen, die Lust auf Drachen, Liebe und ander Ungeheuer haben dringend empfohlen, ich habe so gelacht. Jedenfalls dachte ich mir, so ein richtiges Buch von der Autorin zu lesen, kann nicht schaden. "Taxi" gab es im Laden gerade nicht, also den Regenroman gekauft. Ein Hinweis auf der Rückseite, dass Männer bislang noch selten so vollständig und mit solcher Lust zur Schnecke gemacht und zur Strecke gebracht worden seine, reizte meine Kaufentscheidung zusätzlich an. Das Zitat stimmt. Karen Duve läßt an den Männern kein gutes Haar, es gibt nur ganz widerliche Typen, einer schlimmer als der andere und man freut sich an den literarischen Hinrichtungen. Sie spart aber auf der anderen Seite auch nicht mit Hieben gegen Frauen, nicht gegen die die Opfer von männlichen Gewaltakten waren u...

Yassin Musharbash, Radikal

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Yassin Musharbash, Radikal Ich hatte Radio 1eingeschaltet,   mitten in der Woche an einem Nachmittag. Normalerweise höre ich gar nicht richtig zu, maximal fällt mir mal ein guter Song auf. An diesem Tag aber blieben meine Ohren „hängen“. Zu Gast war der Autor des Buches „Radikal“, Yassin Musharbash. Ich war begeistert und so kam es, dass ich einen Krimi gelesen habe... Krimis lese ich überhaupt ja nur ausnahmsweise. Dieser hier hat dann auch alles, was ich für Lesevergnügen brauche. Es geht um Politik. Um sehr aktuelle Politik in Deutschland. Und es gibt eine gute Finte in der Finte. Kein Schwarz-Weiß und auch keinen Gärtner. Endlich wird ein Vorzeigemuslim in den Bundestag gewählt.   Diese Umgebung wählt der Autor mit Bedacht, er kennt sich aus im politischen Geschäft, hat selbst als Mitarbeiter bei den Grünen gearbeitet. Der Bundestagsabgeordnete Lutfi Latif hat viel vor, will die deutsche Islamdebatte neu befeuern. Dabei gerät er ins Fadenkreuz von Radikalen....

Daniel Glattauer "Gut gegen Nordwind"

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Noch keine Idee welches Buch mit in den Sommerurlaub soll? Mit "Gut gegen Nordwind" kann man nichts falsch machen. Eine Freundschafts-/Liebesromanze als E-Mail-Roman, das ist irgendwie zeitgemäß auf unschnulzige Art und Weise. Leicht und locker liest man sich in die Bekanntschaft von Emma und Leo hinein. Die Mails kommen einem sofort vertraut vor, hat man so etwas nicht selbst auch schon geschrieben?! Wie die beiden sich annähern, sich getrennt voneinander gemeinsam vor dem Computer betrinken, miteinander flirten... das ist glaubhaft geschildert. Auch die sich entwickelnde Freundschaft zwischen den beiden, die Möglichkeit einem eigentlich völlig Unbekannten alles anvertrauen zu können, ist überzeugend. Das alles ist kein "großer Roman", vielleicht macht es deshalb so viel Spass. Glattauer versteht etwas von seinen Protagonisten und davon, wie heute Kommunikation funktionieren kann. Gutes Buch. Und mal wieder danke für den Tip, liebe Clara. Mein Lieblingssatz: ...

Kai Meyer "Die Sturmkönige-Triologie"

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Teil 1 **** Manche Menschen lesen Krimis, ich lese Fantasy- oder wie man früher gesagt hat Abenteuerliteratur. Da musste ich früher oder später auf den Vielschreiber Kai Meyer stoßen. Mit "Dschinnland: Die Sturmkönige" legt er den ersten von drei Bänden vor. Er sagt selbst, er wisse vor dem ersten Satz schon genau, welche Struktur das Buch haben wird und wie die Charaktere sein werden. Solides Handwerk fällt mir dazu ein. Und so ließt sich auch das Buch. Flüssig, schnell und dabei nicht oberflächlich. Die Personen haben Ecken und Kanten, es gibt schöne Spannungsbögen, geschickt eingesetzte Erotik und ganz viel gute und folgerichtige Action. Da ist alles am rechten Platz und wenn die letzte Seite gelesen ist, will man ab in die Buchhandlung und den nächsten Band holen. Teil 2 *** Lohnt sich, wenn man den ersten Teil gelesen hat und man wissen will, wie es mit Tarek, Sabatea und Junis weitergeht. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass ein wenig mehr Zeit bei der Bearbeitun...

Helene Hegemann "Axolotl Roadkill"

Ich habe extra noch mal auf "Perlentaucher.de" nachgeschaut und keine Kritik in den letzten Wochen gefunden, die nicht begeistert vom Erstling Helene Hegemanns gewesen ist. Dann ist da natürlich noch der große Alarm um die Plagiatsvorwürfe. Ich kann beide Punkte nicht wirklich nachvollziehen. Durch das Buch habe ich mich eher durchgearbeitet als -gelesen. Die Geschichte der 16-jährigen Mifti, deren Vater und Umfeld "Höchststeuersatz hat", alle illegal verfügbaren Drogen konsumiert und Sex mit allem hat, was nicht schnell genug aus dem Weg geht... tja, berührt mich irgendwie nicht. Da ist von radikal, klug und wortgewaltig die Rede. Ist es immer noch radikal, wenn Sex, Drugs and RocknRoll in einem Satz vorkommen? Ist man schon klug, weil man mal keine lineare Geschichte erzählt? Und ja, wenn man Begriffe wie "Vaselintitten" wortgewaltig findet, dann ist Hegemann dies. Zusammenhangslos, weil immer im Drogenrausch oder sowieso nicht von dieser We...

Birgit Vanderbeke "Das läßt sich ändern"

Das läßt sich ändern" kommt genauso leichtfüßig daher wie "Alberta empfängt ihren Liebhaber". Wie die Erzählerin erliegen wir sofort Adam Czupek und wünschen uns mit ihm "draußen" zu sein. Wir wollen genau solche süßen Kinder mit genau so putzigen Namen... Bei den ganzen Zitaten von Ton Steine Scherben und den Ärzten geht uns das Herz auf und wir wünschen uns, auch in unserem Leben ginge es so romantisch und wild zu. Wir freunden uns mit Bauer Holzapfel an (und erinnern uns noch gut an das ausgediente Auto von Nachbar Franzke, in dem Holzklötze als Sitze dienten und Hühner auf dem Rücksitz ein schönes Nest für ihre Eier gefunden haben.) Leider driftet der Roman am Ende etwas ab. Lange freuen wir uns auf die Erklärung zum Basislager und das entpuppt sich dann als so eine Art Christiania nur in Brodowin oder Kneese. Ja klar, ich bin auch begeistert von Bohnensamen, die am Fusse alter Burgen gefunden werden und am liebsten würde ich auf meinem Balkon...